Hölle
Was ist das?
Die Hölle kann uns im Leben begegnen. Dann steht sie für Erlebnisse, die Menschen an die Grenzen des Erträglichen geführt hat. Grausamkeit, Not und tiefe Verzweiflung können höllisch werden. Gut, dass es dieses Wort gibt, das alles umschreibt, was vielleicht nicht schmerzlich noch einmal erzählt werden will.
Doch die Hölle als Institution hat eine weniger tröstliche Funktion, sondern eine, die Angst macht. Die Hölle ist nämlich der Ort, an dem die Strafen für das misslungene Leben verteilt werden. In vielen Religionen – interessanterweise aber nicht in allen – gibt es diesen Ort der Vergeltung. Alte Mythen überbieten sich in der Vorstellung von Foltermethoden und Todesarten.
In der Bibel kommt die Hölle nur an einigen Stellen vor und wird sehr unterschiedlich beschrieben. In der christlichen Tradition wurde sie dann allerdings umso kräftiger ausgemalt. Die Drohung mit der Hölle war ein geeignetes Machtinstrument und ging so weit, die „Hölle auf Erden“ als Chance zu verkaufen, der eigentlichen Hölle zu entgehen. Die Idee, dass sich Menschen aus Angst verantwortungsvoller verhalten, funktioniert schon deshalb nie, weil sich diejenigen, die wirklich Schlimmes anrichten können, irgendwie von dieser Angst freimachen können.
Von primitiven Höllenphantasien haben wir uns in der aufgeklärten Neuzeit verabschiedet. Aber haben wir das dahinterliegende Problem bewältigt? Wer eine Hölle braucht, kann sich Gnade nicht vorstellen. Oder umgekehrt: Wo Gnade geglaubt und gelebt wird, braucht es keine Hölle – weder die auf Erden, noch die im Jenseits.
Georg Rieger, Nürnberg