Maria
Wer ist das?
In protestantischen Kreisen gibt es eine große Zurückhaltung gegenüber der Mutter Jesu, die sich in manchen Fällen gar in eine Abwehrhaltung hineinsteigert. Der Wunsch mancher Brautleute nach dem ‚Ave Maria‘ im Gottesdienst wird mindestens kritisch kommentiert, wenn nicht sogar versagt: zu katholisch.
Diese Berührungsangst hat ihren Grund in einem nicht aufgearbeiteten Verhältnis zur katholischen Marienverehrung und der ungeklärten Frage, ob Maria nun wirklich Jungfrau oder eine junge Frau war, als sie Jesus gebar.
Beweisen wird sich weder das eine noch das andere lassen. Und ob es für den Glauben etwas austrägt, beantworten Theolog*innen unterschiedlich. Es gibt aber so oder so keinen Grund, die Maria verschämt links liegen zu lassen und ihr nur in Krippenspielen eine (meist auch noch stumme) Rolle zu geben.
Auch problematisch ist allerdings, alles typisch Weibliche auf sie zu projizieren. Wenn sie zur Gottesmutter erhoben wird, dann soll das vielleicht vergessen machen, dass Gott selbst weibliche Seiten hat. Maria aber braucht keine Verehrung, sondern Aufmerksamkeit für ihre Rolle als Frau und die der anderen Frauen in ihrem Dunstkreis.
Georg Rieger, Nürnberg